Das Buch von Cornelia Vospernik sieht gut aus und macht einen sehr soliden Eindruck. Das ergibt sich jedoch einzig aus dem dafür verwendeten übertrieben dicken, kartonartigen Papier. Dieses vermittelt dem Leser das Gefühl, er hätte es mit einem Buch für Kinder anstatt mit ernsthafter Literatur für Erwachsene zu tun.
Zum Inhalt: Aus dem anfänglich neutralen Ton wird relativ schnell ein sehr einseitig negativer. Cornelia Vospernik berichtet großzügig über die endlose Geschmacklosigkeit der Chinesen, den praktisch überall herrschenden Mangel an Hygiene, über Unhöflichkeit, schlechtes Essen, miserable Bedienung und über die Inkompetenz des Personals in Restaurants und Geschäften. Weiter geht es über scheinbar unverständliche und unnötige Berufe, die komplizierte Benutzung der Taxis, das Verkehrschaos und das Nachahmen der USA in jeglicher Hinsicht.
Als positiv bezeichnet sie Damenhosen und die hohe Sicherheit in Beijing. Man muss sich dabei ernsthaft fragen, ob das wirklich alles ist, was man über China berichten kann. Am Schluss wird es noch politisch: Cornelia Vospernik schildert die Unterdrückung und die Grausamkeiten der chinesischen Regierung. Wer aber wirklich etwas über den Sozialismus erfahren möchte, greift besser zum Buch eines Wissenschafters oder eines Autors, der ihn am eigenen Leib erfahren hat. Wenn man in einem der reichsten kapitalistischen Länder Europas geboren und aufgewachsen ist, ist es sehr schwer einige Erscheinungen, Taten und das Verhalten der im Sozialismus lebenden Menschen in ihrer wirklichen Bedeutung zu interpretieren.
Nach dem Lesen hat man das Gefühl auf keinen Fall nach China reisen zu wollen, denn dort ist alles so schrecklich und unzivilisiert. Die mit Ironie geschmückten und überwiegend negativen Episoden machen das Buch antipatisch und verderben den Lesegenuss. Fazit: Für diesen einseitigen und wenig einsichtigen Bericht ist ein Preis von 20 Euro definitiv überteuert!
Geschrieben von: Mag. Gerda Kindler
