Donald Ramsey ist Kunsthändler und Schöngeist. Weltliche Leidenschaften und Bedürfnisse interessieren ihn nicht, auch die Schönheit von Frauen bleibt ihm im Alltag verborgen. Lediglich in Gemälden, die ihn stumm von der Wand aus zu betrachten scheinen, erkennt er den Abglanz wahrer Schönheit. Davon lässt sich der Galerist gerne einfangen und zum Träumen verleiten.
Eines Tages wird Donald zufällig Zeuge, wie sich seine junge Assistentin Anna in seinem Büro umzieht. Zum ersten Mal in seinem Leben erregt ihn der Anblick einer realen, nackten Frau. Seit diesem Moment ist er von Anna besessen: Er kann den Gedanken an ihren Körper nicht vergessen und möchte Anna besitzen. Um sie mit ihrem Freund auseinanderzubringen, will Donald sie von einem Gigolo verführen lassen – und selbst Zeuge dieser sinnlichen Angelegenheit werden. Wie weit ist Donald bereit zu gehen, um seine Besessenheit und seinen Drang auszuleben? Was nimmt er dafür in Kauf?
In „Voyeur“, dem neu auf Deutsch erschienenen Thriller von Simon Beckett, erlebt der Leser einen vollkommen neuen und ungewohnten Haupt-Protagonisten: den Täter höchst persönlich. Simon Beckett gewährt tiefe Einblicke in die Figur des Donald Ramsey, in dessen Gedanken und Gefühle. „Voyeur“ entstand ursprünglich bereits in den Jahren 1991/92 und ist Simon Becketts erster Roman. Der Thriller konnte zu Anfang nur wenige Leser überzeugen und war von geringem Erfolg gekrönt. Erst mit den Romanen rund um David Hunter, „Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ und „Leichenblässe“, machte sich Simon Beckett einen Namen. Nun erscheint „Voyeur“ in einer Neuauflage und wird dieses Mal vermutlich mehr Anklang finden.
Weitab von anderen Thrillern, Liebesromanen und Erotikheftchen lässt der Roman tief blicken: In die Seele eines Menschen, dessen Leben durch Obsessionen aus den Fugen gerät. Wir lernen einen Mann kennen, der sich dem Abgrund nähert und sich nicht davor zu retten vermag. „Voyeur“ bringt den Leser zum Nachdenken und ist ein Page-Turner der etwas anderen Art. Prädikat: Lesenswert!
Geschrieben von: Stefanie Schätzler.
