18. Aug 2009

Wie groß ist die Welt?

Kategorien: Bücher

Daniel Kehlmann bekommt langsam einen Eindruck davon: Nach dem Sensationserfolg seines RomansDie Vermessung der Welt tingelt der österreichisch-deutsche Autor quer über den Globus. Zuletzt führte ihn seine Reise nach Salzburg: Daniel Kehlmann kuratierte als „Dichter zu Gast“ das Literaturprogramm der Salzburger Festspiele und sorgte mit seiner Eröffnungsrede für Furore: Der Sohn des Wiener Regisseurs Michael Kehlmann prangerte das deutsche Regietheater an und löste damit eine heftige Debatte im Kulturbetrieb und in den Feuilletons aus.

„Was denn hier los sei“, fragte Daniel Kehlmann, „warum das denn auf den Bühnen alles immer so ähnlich aussehe, ständig Videowände und Spaghettiessen, warum sei immer irgendwer mit irgendwas beschmiert, wozu all das Gezucke und routiniert hysterische Geschrei?“

Der Autor kritisierte, dass die Regisseure „vom Praktischen oft weniger Ahnung (haben) als jeder Beleuchter, der hinter ihrem Rücken die Augen verdreht, wenn ihnen wieder einmal die Einfälle kommen.“ Unterdessen bleibe der Großteil des potentiellen Publikums daheim, lese Romane, gehe ins Kino, kaufe DVD-Boxen amerikanischer Serien und nehme Theater nur noch als fernen Lärm wahr – „als Anlass für wirre Artikel im Feuilleton, als Privatvergnügen einer kleinen Gruppe folgsamer Pilger, ohne Relevanz für Leben, Gesellschaft und Gegenwart.“

Man kann zum (Regie-) Theater stehen wie man will – in seiner Rede spielte Daniel Kehlmann einmal mehr jene Stärken aus, die ihn zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart machen: Ein messerscharfer Verstand, feiner Humor, eine gewaltige sprachliche Ausdruckskraft – ohne dabei abgehoben zu wirken – und die Fähigkeit, persönliche Erlebnisse und Empfindungen in einen größeren Rahmen einzuordnen.

Geboren wurde Daniel Kehlmann am 13. Jänner 1975 in München. Mit sechs Jahren zog er mit seinen Eltern nach Wien, wo er eine Jesuitenschule besuchte und Philosophie und Germanistik studierte. 1997 erschien sein erster Roman Beerholms Vorstellung. Der internationale Durchbruch gelang Kehlmann mit dem Roman Ich und Kaminski. Der mehrfache Literaturpreisträger war außerdem Poetik-Dozent in Mainz, Wiesbaden und Göttingen. Sein bisher größter Erfolg ist der Roman Die Vermessung der Welt. Daniel Kehlmann lebt als freier Schriftsteller in Wien und Berlin. Sein jüngster Roman „Ruhm“ ist im Jänner 2009 erschienen.

Wie groß ist die Welt?
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Autor

Katharina