Fritz Muliar wurde am 12. Dezember 1919 in Wien geboren und wuchs in einem politisch und kulturell vielfältigen Umfeld auf: Sein leiblicher Vater war glühender Nationalsozialist, die Mutter überzeugte Sozialdemokratin und der Stiefvater, zu dem er eine enge Bindung aufbaute, Jude. So kam es wohl auch dazu, dass er selbst während der Nazizeit stets zu seinen Überzeugungen stand – und dafür inhaftiert wurde. Nach dem Krieg profilierte er sich als Volksschauspieler und bespielte alle wichtigen Bühnen Wiens. Dem Raimundtheater blieb Fritz Muliar bis zu seinem plötzlichen Tod am 4. Mai 2009 aktiv verbunden. Daneben spielte er in rund 100 Filmen mit und war an etlichen Fernsehserien beteiligt – darunter „Kommissar Rex“. Zeit seines Lebens bezog er engagiert und unbeirrbar zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen Stellung.
„Denk ich an Österreich“ ist die Autobiographie seines bewegten Lebens und viel mehr als das – eine kritische Liebeserklärung an Österreich. Bunt gemischt enthält diese Erinnerungsfragmente, humoristische Betrachtungen über Gott und die Welt und darüber hinaus sehr Persönliches. Fritz Muliar spart nicht mit Kritik an politischen und religiösen Machthabern, am Eingriff in das Privatleben Prominenter und nicht zuletzt an der Entwicklung des Theaters. Darüber hinaus beschreibt er die Gefahren des wachsenden Populismus und wiederauflodernder rechtslastiger Tendenzen. Nicht von ungefähr erinnert der Titel der Autobiographie an die Gedichtzeile von Heinrich Heine „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“.
Humorvoll und klug geschrieben, ist diese spannende und informative Autobiographie nicht nur für eingefleischte Fans von Fritz Muliar geeignet, sondern auch für all jene, die sich einem scharfsichtigen gesellschaftspolitischen Resümee der letzten Monate, Jahre und Jahrzehnte nicht entziehen wollen. „Denk ich an Österreich“ ist eine Anleitung zum kritischen und reflektierten Denken und zeigt, dass eine Verbesserung der Welt nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie beim Einzelnen einsetzt.
Geschrieben von: Sandra Maria Bernhofer.
