23. Okt 2009

Die Päpstin – Mythos oder Wahrheit?

Kategorien: Biografie, Bücher, Glaube & Religion, Historische Romane, Roman, Sachbuch

In „Die Päpstin“ von Donna W. Cross wird Johanna als junges Mädchen beschrieben, das seiner Zeit weit voraus ist. Mit Hilfe ihres Bruders lernt Johanna lesen und schreiben, Latein, Griechisch und Philosophie.

Bereits in frühen Jahren muss Johanna erkennen: Bildung ist eine männliche Domäne und einer Frau bleiben bestimmte Ämter verwehrt – auch in der Kirche. Um diese Schranken zu durchbrechen, fasst die junge Frau einen Plan: Fortan existiert Johanna von Ingelheim nicht mehr. Stattdessen tritt sie als Bruder Johannes Anglicus in ein Kloster ein. Von dort aus geht es für Johanna nach oben – bis zum Papstthron.

Den Weg vorgegeben und ihr Handeln gelenkt haben stets Männer. Sie sind es auch, welche ihre Laufbahn beenden: Johanna, nicht unfehlbar oder gar zölibatär, gibt sich selbst Raum für eine Liebesbeziehung. Sie wird schwanger und hat während einer Prozession eine Frühgeburt. Johanna verstirbt an Ort und Stelle.

Die Autorin beharrt auf dem Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte: Es sei keineswegs eine Legende, sondern eine belegte Tatsache, dass die kirchliche Welt für kurze Zeit (von 855 bis 858) von einer Frau beherrscht wurde. Kirchenhistoriker jedoch sprechen von einem Mythos. Denn historische Textstücke sind nicht eindeutig einzuordnen: die Interpretationen der wenigen Dokumente reichen von einer Parodie auf einen als weibisch geltenden Papst bis zu einer Satire über eine einflussreiche Mätresse.

Film und Buch müssen als Kunstprodukte gesehen werden: Sie erzählen Geschichten. Historische Wahrheit ist wohl etwas anderes, doch solch ein Anspruch kann an ein Kunstprodukt kaum gestellt werden.

Geschrieben von: Stefanie Schätzler

Die Päpstin – Mythos oder Wahrheit?
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