25. Okt 2009

Planet Paprika auf Kollisionskurs mit Erde

Kategorien: Musik

Der öffentlich-rechtliche Jugendradiosender fm4 startete diesen Herbst eine Serie von „Überraschungskonzerten“ in Salzburg. Dazu lud er den Frankfurter Szene-DJ und Musikproduzenten Shantel, aktuell auf Tour mit seinem neuen Album Planet Paprika, zu einem Abstecher in die ARGE.

Shantel nennt die Musiken der Welt sein Metier, wirft osteuropäische Tanzmusik und jiddische Klezmer-Klänge in einen Topf, rührt einmal kräftig um und löffelt daraus eingängige Zeilen und Balkan Pop vom Feinsten in unsere Gehörgänge – das macht zwar Spaß, bleibt aber größtenteils ohne tiefer gehende Bedeutung. Dafür sind Überschwang und Lebensfreude, Anarchie und Romantik in den Texten so präsent wie Anklänge von Melancholie.

Shantel, mit bürgerlichem Namen Stefan Hantel, hat diese charakteristische Version von Weltmusik auch seinen Mitmusikern zu verdanken: In diesem Fall stehen ein Teufelsgeiger, ein Akkordeonspieler, Bläser, ein Drummer und zwei Sängerinnen mit ihm auf der Bühne. Und diese Combo versteht es, die Stimmung aufzuheizen und die Lieder ins Endlose zu dehnen. Der uralten Pogo-Grundregel „mitmachen oder untergehen“ entsprechend, tobt schon nach einer kurzen Aufwärmphase der ganze Saal. Berührungsängste darf man da keine haben. Die hat auch Shantel nicht und mischt sich im letzten Konzertdrittel euphorisch singend unters Publikum. Dass die Lieder jeweils wie ein – zugegeben ausgezeichneter – Abklatsch des Vorgängers klingen, tut der kochenden Stimmung im Euphoriezirkus keinen Abbruch.

Und am Ende des Abends bleibt nur eine Frage offen: Woher nehmen Shantel und seine Bandkollegen die Energie, dieses Tempo, diesen Exzess so lange durchzuhalten?

Geschrieben von: Sandra Maria Bernhofer

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