27. Aug 2009

Ruhm

Kategorien: Bücher

Daniel Kehlmann macht es Spaß, Erwartungen zu unterlaufen*. Nach dem weltweiten Erfolg seines Romans Die Vermessung der Welt harrte selbige gespannt seines neuen Œuvres. Mit Ruhm tat Kehlmann dann das, was er am besten kann: Überraschen, Konventionen brechen und das altehrwürdige Feuilleton kräftig „dissen“, wie es auf Neudeutsch so schön heißt.

Was Meister-Regisseure wie Alejandro Gonzáles Iñárritu oder Jim Jarmusch auf Zelluloid gebannt haben, hat Daniel Kehlmann zwischen zwei Buchdeckel gepackt: „Ruhm“ ist ein Episodenfilm in Buchform. Der raffinierte Roman gliedert sich in neun Episoden, die – bis auf die letzte – als eigenständige Geschichten gelesen werden können. Einzelne Figuren oder Erzählstränge aus einer Geschichte tauchen jedoch in einer anderen Episode wieder auf und werden so nach und nach zu einem ganzen Roman verwoben.

Daniel Kehlmann folgt dabei nicht nur einzelnen, geradlinigen Handlungen, sondern wechselt auch die Ebene – zum Beispiel, wenn ein Schriftsteller über einen Schriftsteller schreibt, der eine Geschichte erzählt, in der ihn eine seiner Figuren zur Rechenschaft zieht … Ein Hauptmotiv des Romans ist die moderne Kommunikationstechnologie: Wie sehr man sich auf sie verlässt, was ihr Versagen anrichten kann und vor allem wie sie parallele Wirklichkeiten schafft. Handy, E-Mail und Web 2.0 schaffen virtuelle Realitäten und die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwinden.

„Ruhm“ ist unvorhersehbar, komisch und brillant. Daniel Kehlmanns geistreicher Humor und seine subtile Ironie machen seinen neuen Roman zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen!

*(siehe: Interview mit Daniel Kehlmann auf faz.net)

Ruhm
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Autor

Katharina